Bernhard Wilken, Abteilungsleiter Personal, Deutsche Rentenversicherung Bund
Was bedeutet Haltung für Sie?
Haltung ist eine Frage der Herangehensweise an und Betrachtung von Themen, Personen, Situationen – eigentlich dem gesamten Leben.
Bin ich eher kritisch oder misstrauisch? Schaue ich eher auf Defizite? Oder begegne ich Menschen und Situationen offen, neugierig und schaue, welche positiven Aspekte es gibt? Hadere ich mit Situationen oder werde ich aktiv, wenn ich merke, dass etwas nicht stimmt? Haltung hat auch viel mit Mut zu tun – Mut, sich zu trauen, auszuprobieren und Dinge offen und wertschätzend zu benennen.
Warum ist Haltung ein wichtiges Thema?
Weil Haltung Kultur prägt. Wenn zum Beispiel Führungskräfte stärkenorientiert sind und auch einen Blick dafür haben, welche Neigungen Mitarbeitende mitbringen, und dies dann auch in der täglichen Arbeit nutzen, ist das ein Gewinn für alle. Wenn jedoch in Kategorien, Ebenen oder Zuständigkeiten gedacht wird, ist das eher hinderlich, eine Kultur zu schaffen, in der die Mitarbeitenden auch mal etwas wagen.
Letzteres ist wichtig, wenn man in Veränderungsprozessen erfolgreich sein möchte. Die Persönlichkeiten der Beteiligten können wir nicht verändern. Aber uns als Führungskräften kann es gelingen, Haltungen zu ändern und mit guten Argumenten zu überzeugen.
Welche Aspekte von Haltung sind für Sie besonders wichtig?
Offenheit, Spaß an Neuem und Engagement. Wenn man sich diese drei Dinge erhält, bleibt man flexibel und bewältigt Herausforderungen leichter.
Was zeichnet Ihre eigene Haltung aus?
Ich suche keine Probleme, sondern Lösungen – immer. Diese dürfen durchaus pragmatisch sein und wenn sie nicht sofort zu 100 Prozent richtig sind, ist das kein Weltuntergang. „Out of the box“ zu denken und etwas auszuprobieren, ist bei mir grundsätzlich erwünscht.
Wie arbeiten Sie an Ihrer eigenen Haltung?
Ich bin da eigentlich relativ stabil. Ohne Neugier auf Menschen und dem Bestreben, bestmögliche Rahmenbedingungen für Mitarbeitende zu schaffen, wäre ich kein guter Personaler. Ich schaue natürlich trotzdem immer wieder auf mich und Situationen in meinem Alltag und lote aus, ob ich mit der richtigen Grundeinstellung in den Themen unterwegs bin. Kleine Äußerungen oder Handlungen von Personen, die uns auf unserem Weg begegnen, können da sehr inspirierend sein.
Welchen Rat zur Haltungsverbesserung haben Sie für uns?
Man sollte sich zum Beispiel immer wieder selbst hinterfragen. Nach schwierigen Situationen im Job kann man beispielsweise überlegen, ob man mit den eigenen Erwartungen und Äußerungen wirklich richtig liegt oder aufgrund einer neuen Situation oder neuer Rahmenbedingungen ein Umdenken erforderlich ist.
Welcher Aspekt der Haltung ist für die digitale Führung besonders wichtig?
Vertrauen – in die Organisation, die Beteiligten und die Prozesse. Wenn ich nicht vertraue, sondern eher kontrollieren will, werde ich in digitaler Führung nicht weit kommen. Viele agile Methoden basieren darauf, dass sich die Beteiligten in ihrer jeweiligen Rolle vertrauen und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen können.
Foto: Bildarchiv DRV Bund/Nürnberger