Handwerkszeug einer Führungskraft

 Weiblich, 29 Jahre, Bundeswehr, Sachgebietsleiter Verlegeplanung

 

Wie wird man Führungskraft?

 

Eine Führungskraft zu werden war in meiner Firma von Beginn an das Ziel. Schon bei der Bewerbung wurden meine Qualitäten dahingehend im Assessmentcenter getestet. Genau deswegen hatte ich mich ja auch beworben. Ich wollte führen.

 

Auf dieses Ziel wurde ich daher auch systematisch vorbereitet. Es fing an mit Kommunikationstraining, Zeitmanagement, Training um anderes Personal in Gruppengröße auszubilden und für kleine Zeitabschnitte zu führen. Als 2012 eine neue interne Stelle an mich vergeben wurde, traf es mich trotzdem vollkommen unvorbereitet.

 

Laut Stellenbeschreibung sollte die Aufgabe lediglich Planung und Koordination von Verlegungen beinhalten, doch als ich anreiste, hieß es, „der Posten des Sachgebietsleiters konnte noch nicht besetzt werden, daher müssen Sie das erst einmal für die nächsten Monate übernehmen.“ 

Meine ersten Gedanken waren „Oh Gott, was muss ich jetzt eigentlich tun? Hoffentlich blamier' ich mich nicht. Ob meine Untergebenen wohl auf mich hören werden?“

Und... „Ja, jetzt kann ich endlich beweisen, was in mir steckt.“

 

Tipp von mir: 

 

Wenn Sie führen wollen, dann wählen Sie Ihren Arbeitgeber mit Bedacht. Achten Sie auf die Karrieremöglichkeiten und Perspektiven, die Ihnen angeboten werden können. Es ist meistens leichter sich in einem Großkonzern hochzuarbeiten, als in einem Kleinunternehmen mit nur 25 Mitarbeitern. 

 

Was ist das Wichtigste um Führungskraft zu werden?

 

Das Wichtigste gibt es für mich nicht. Viele Eigenschaften zeichnen eine gute Führungskraft aus. Ein für mich sehr wichtiger Punkt ist, dass man wissen sollte, wovon man redet. Nur dann kann man glaubwürdig führen und sinnvolle Entscheidungen treffen.

Das Besondere an meiner ersten Stelle als Führungskraft war, dass nicht nur ich in dem Sachgebiet neu war, sondern das gesamte Sachgebiet gerade erst neu aufgestellt wurde. Niemand innerhalb meines unterstellten Bereichs hatte eine Ahnung, was unsere zukünftige Aufgabe sein würde.

Ich ließ mich daher zwei Wochen in einer anderen Dienststelle einweisen, belas mich in sämtlichen zur Verfügung stehenden Vorschriften und entwickelte langsam ein Konzept, nachdem ich mein Sachgebiet organisieren wollte.

Als nach circa drei Wochen ein weiterer neuer Mitarbeiter zu mir ins Sachgebiet kam und fragte: „Was soll ich denn jetzt eigentlich tun?“ fühlte ich nicht mehr tausend Fragezeichen über mir schweben. Ein erstes Gefühl der Zufriedenheit durchströmte mich, als ich ihn einwies und erklärte, was ich von ihm in Zukunft erwarte.

 

Meine Mitarbeiter wissen, dass meine Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus sondern wohl durchgedacht getroffen werden. Entscheidungen, auch wenn sie manchmal unangenehm sind, kann ich begründen. So werden sie leichter durch Untergebene akzeptiert und mitgetragen. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass der Chef sowieso keine Ahnung hat, vermeiden sie es, Probleme zu melden. Es besteht dann die Gefahr, dass Probleme zu spät erkannt werden und dadurch nur noch die Folgen behandelt werden können.

 

Tipp von mir: 

 

Eignen Sie sich zuerst Fachwissen an, bevor Sie Entscheidungen treffen. Nichts ist schwieriger als eine Entscheidung, die auf Grund von Unkenntnis getroffen wurde, ohne Gesichtsverlust zu revidieren. Wenn Sie keine Erfahrung haben und neu in einem Unternehmen sind, versuchen Sie erstmal soviel wie möglich zu lernen/ "aufzusaugen". Nutzen Sie bspw. Traineeprogramme, um die Firma und Ihren Arbeitsbereich kennenzulernen.

 

Die ersten 100 Tage in der neuen Aufgabe...

 

Am Anfang ist es wichtig die Distanz zu den Mitarbeitern zu wahren und nicht gleich zu viele Zugeständnisse zu machen. Untergebene testen gerne, wie weit sie gehen können und wie viele Freiheiten sie sich erlauben können. Sprechen Sie Unangenehmes, z.B. wenn ein Mitarbeiter ständig zu spät kommt, gleich zu Beginn an. Hat sich solch eine Routine erst einmal eingeschliffen, ist es sehr schwierig, da wieder heraus zu kommen.

Distanz ist aber nicht gleichzusetzen mit Desinteresse, geben Sie auch etwas von sich preis. Wenn ein Mitarbeiter auch etwas über seinen Vorgesetzten weiß, fällt es ihm wesentlicher leichter, sich ihm anzuvertrauen.

 

Als letzten Tipp für die ersten 100 Tage empfehle ich eine gute Selbst-Vermarktung zur übergeordneten Ebene. Bereiten Sie sich auf Meetings adäquat vor. Bereiten Sie Probleme gleich mit Lösungsansätzen auf und lassen Sie sich Ihre Unsicherheit möglichst nicht anmerken. Niemand erwartet von Ihnen, alles von Anfang an perfekt zu machen, deswegen sollte man sich von Anfang an gut verkaufen und versuchen einen guten Eindruck zu hinterlassen.

 

Tipp von mir: 

 

Führen lernt man nicht durch Fachliteratur, Führen lernt man nur durch machen. Alle guten Tipps kann man am Anfang gar nicht auf einmal beherzigen. Versuchen Sie deshalb wo immer es möglich ist, Verantwortung zu übernehmen. Was sich im Kleinen übt und bewährt, kann dann im Großen viel einfacher umgesetzt werden.